Rückblick
Der Vorsitzende des VLGA, Dr. Jan Lokers, verabschiedet sich Ende August 2024 nach 18 Jahren als Direktor des Archivs der Hansestadt Lübeck (AHL) in den Ruhestand. AHL und VLGA möchten das Wirken und die Verdienste des Jubilars durch eine Gemeinschaftsveranstaltung würdigen und laden Mitglieder und Freunde des VLGA herzlich zu einem öffentlichen Festvortrag mit anschließendem Empfang ein.
Um Anmeldung bei der Geschäftsstelle bis zum 15.09.2024 wird gebeten.
Wer Thomas Manns Roman gelesen hat, kennt die Schicksale von Antonie Buddenbrook, genannt Tony, und ihrem ersten Ehemann Bendix Grünlich. Als Heiratsschwindler und Bankrotteur hat er ein wenig ruhmvolles Plätzchen in der Weltliteratur erlangt. Sein reales Vorbild ist der in Ratzeburg geborene, hamburgische Kaufmann Ernst Elfeld (1829-1912). Über ihn ist nur wenig bekannt, doch amtliche Quellen aus dem Staatsarchiv Hamburg geben ein anschauliches Bild seiner beruflichen und familiären Anfänge. Von der Öffentlichkeit unbemerkt, ist Elfelds Grab auf dem Burgtorfriedhof vor kurzem übrigens aufgehoben worden.
Der Lübecker Kirchenschatz muss sehr umfangreich gewesen sein, denn die Quellen berichten davon, dass 1530 vom Rat der Stadt 96 Zentner, also etwa 4.800 kg, Silber eingezogen und in die Trese in der Marienkirche gebracht wurden. Der Reichtum der Hansestadt bzw. ihrer Bürger:innen und deren Stiftungsbereitschaft – unter anderem abzulesen an den zahlreichen prächtigen und zum Teil noch erhaltenen Retabeln – unterstreicht diese Annahme. Doch im Unterschied zu diesen Retabeln hat sich kaum etwas von dem einstigen Kirchenschatz erhalten.
Was sind die Gründe hierfür und was ist von dem leider nur fragmentarisch überkommenen Schatz heute noch vorhanden? Diesen Fragen wird der reich bebilderte Vortrag nachspüren.
Liebe Mitglieder und Freunde des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde!
Am Freitag, 19. April 2024, findet von 9.00 bis 17.00 Uhr der 4. Citizen Science-Tag (Bürger-Wissenschaftstag) im Europäischen Hansemuseum statt.
Interessierte erhalten erste Einblicke in das Projekt »Hanse. Quellen. Lesen!« und können sich auch selbst einbringen. Auch die Originalhandschriften im Magazin des Archivs können an diesem Tag besichtigt werden. Ein besonderes Highlight ist dabei der Besuch der Lübecker Tresekammer, die als ehemalige Schatzkammer des Rates der Hansestadt zur Aufbewahrung von Urkunden und Wertgegenständen ein wichtiger Ort der Lübecker Geschichte ist.
Es handelt sich um eine Kooperationsveranstaltung der Forschungsstelle für die Geschichte der Hanse und des Ostseeraums (FGHO) am Hansemuseum zusammen mit dem Archiv und dem VLGA. Dank des Engagements historisch interessierter Ehrenamtlicher bereits über 1.500 Seiten aus dem 16. und 17. Jahrhundert transkribiert, das heißt in die heutige Schrift übertragen werden.
Mithilfe der KI-Software »Transkribus« können Bürger:innen an der Übertragung historischer Originalhandschriften in moderne Schrift mitarbeiten und auf diese Weise ihren Beitrag dazu leisten, dass die Hansegeschichte digital und besser erfahrbar wird.
Leider sind schon alle Plätze belegt, eine Anmeldung ist nicht mehr möglich.
Mit besten Grüßen!
Ihr
Jan Lokers
Das im Sommer letzten Jahres unter großer medialer Aufmerksamkeit geborgene Wrack wird seit Abschluss der Grabungsarbeiten intensiv beforscht. Besonders spektakuläre Ergebnisse liefert die Untersuchung der Schiffshölzer, die eine in Nordeuropa bislang unbekannte Bauform offenbaren. Der Vortrag lüftet eines der ersten großen Geheimnisse des Wracks und erläutert seinen historisch-archäologischen Kontext.
Auf gesonderte Einladung.
In Lübeck errichtete der Rat am Ende des 16. Jahrhunderts das Siechenhaus St. Jürgen vor dem Mühlentor mit Gefängniszellen für arme, gefährliche Wahnsinnige. 1788 folgte die Irrenanstalt in der Wakenitzstraße 38.
Thema des Vortrags ist der Umgang mit Geisteskranken im Mittelalter. Die reichhaltigen mittelalterlichen Lübecker Quellen geben bemerkenswerte Informationen. Jedoch vermitteln Stadtbücher, historiographische Quellen (Stadtchroniken) und Rechtsquellen (Bürgertestamente) andere Bilder und Aussagen als hagiographische Quellen (Mirakelbücher, Heiligenviten), Bildquellen und das medizinische Schrifttum der Zeit.
Nur in einer Zusammenschau all dieser Quellen ist es möglich, sich der historischen Wahrheit zu nähern. Diese unterschiedlichen Zugänge sollen aufgezeigt und zusammengefügt werden. Hierbei werden insbesondere Norddeutschland und Skandinavien im Spätmittelalter näher in den Blick genommen.
Die Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem hat das Ehepaar Wilhelm und Elisabeth Jannasch als „Gerechte unter den Völkern“ aufgenommen. Gemeinsam haben sie Juden und Christen jüdischer Herkunft während des Nationalsozialismus das Leben gerettet. Sie übertraten dabei mehr als einmal die Grenzen zu illegalem Handeln und setzten sich einem hohen Risiko aus.
Wilhelm Jannasch (*1888) war von 1914 bis 1934 Hauptpastor der Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Aegidien zu Lübeck. Zwei Jahrzehnte hat er die Gemeinde in der Lübecker Innenstadt geleitet, bis ihn die Lübecker Kirche unter Androhung von Strafe aus der Stadt warf.
Der Historiker Hansjörg Buss hat im Auftrag der Lübecker Aegdiengemeinde die Geschichte des Ehepaares Jannasch recherchiert.
Prof. Fischer forscht seit vielen Jahren zur Kulturgeschichte der Friedhöfe sowie zur Bestattungs- und Erinnerungskultur. Er hat sich umfassend mit den Themen Grabmal, Bestattung, Tod und Trauer in Norddeutschland beschäftigt.
In diesem Vortrag wird er einen Bogen schlagen von der besonderen, maritimen Bestattungs- und Erinnerungskultur an den Küsten von Ost- und Nordsee hin zu aktuellen Trends. Dabei geht es um Gedenkorte für Schiffbrüche und Sturmflutkatastrophen, aber auch um Praktiken und Erinnerungsorte der Seebestattung.
In den 1840er Jahren, in der Frühzeit der Fotografie, entstanden die ersten Aufnahmen vom Dom. Seitdem bieten Fotografien die Möglichkeit, Zustand und Wandel der Kirche zu verfolgen. Aber wie und warum wurde der Dom überhaupt fotografiert?
Der Vortrag des Lübecker Historikers Dr. Jan Zimmermann schildert anhand von Bildbeispielen die Bedingungen und Funktionen, die mit den Aufnahmen im 19. Jahrhundert verbunden waren. Tourismus und Kunstwissenschaft waren wesentliche Antreiber für das Anfertigen von Fotos. Fotos von der Umgebung des Doms seit den 1870er Jahren erläutern die Bedeutung von Fotografien, wenn man den Wandel des Stadtbildes nachvollziehen will.
Die Zerstörung der Kirche in der Nacht zu Palmarum 1942 zog viele Berufs- und Amateurfotografen an. Beispiele zeigen bekannte und unbekannte Aufnahmen und die Hintergründe ihrer Entstehung. Sicherung und Wiederaufbau des Doms seit 1950 sind ebenfalls vielfältig dokumentiert.
Fotos aus verschiedenen Sammlungen sowie dem Archiv der Lübecker zeigen, wie der Dom im Lauf von drei Jahrzehnten seine Gestalt wiedergewann – nicht zuletzt dank der Handwerker, deren Arbeit auf vielen Aufnahmen dokumentiert ist.
Eine Kooperationsveranstaltung mit der Ev.-luth. Dom-Kirchengemeinde Lübeck aus Anlass des Jubiläums 850 Jahre Dom zu Lübeck
Der Referent beschäftigt sich seit vielen Jahren wissenschaftlich mit dem Thema der nationalsozialistischen Weinpropaganda.
Das NS-Regime entfaltete unter der eingängigen Parole „Wein ist Volksgetränk!“ in den Friedensjahren des Dritten Reiches eine groß angelegte Weinpropaganda, die das Trinken deutschen Rebensaftes als geradezu nationale Tat beschwor. Und mehr noch: Ab 1935 übernahmen annähernd 1.000 Städte vom Rheinland bis nach Ostpreußen besondere „Weinpatenschaften“ für einzelne Winzerorte mit breit angelegter Propaganda.
Das Werbespektakel wurde im Volksmund sogleich zum „Saufen für den Führer“ verballhornt. Auch Lübeck hatte ein Wein-„Patenkind“.
In Lübeck ist Heinrich der Löwe präsent, nicht nur durch das Löwendenkmal vor dem Dom. Diese Kopie des Braunschweiger Burglöwen verweist auf das deutsche Herrschaftszentrum des Fürsten.
Von Lübeck geht der Blick auf den Löwen nicht nur in den Reichsnorden und den Ostseeraum, sondern bis nach Italien, wo die Konfrontation mit seinem Vetter, Kaiser Friedrich Barbarossa, zur endgültigen Entfremdung und zur Absetzung Heinrichs führen sollte.
Der Epochenüberblick von Prof. Vogtherr zeigt diese bedeutende Persönlichkeit des 12. Jahrhunderts aus Lübecker Perspektive. Seine Zeit endet nicht mit seinem Tod: Sein Wirken erstreckt sich weit darüber hinaus, im kollektiven Gedächtnis bis an die Gegenwart heran. Auch davon soll die Rede sein.
Eine Kooperationsveranstaltung mit der Ev.-luth. Dom-Kirchengemeinde Lübeck aus Anlass des Jubiläums 850 Jahre Dom zu Lübeck und der Gemeinnützigen