Rückblick
In Lübeck lebten zwischen 1642 und 1718 vier Generationen der Familie Gloxin. Ihre Familiengeschichte ist gleichermaßen von dem sozialen Aufstieg des Syndicus und Bürgermeisters David Gloxin als auch von der Verarmung des Johann Heinrich Gloxin geprägt. Letztgenannter musste schmerzlich erfahren, dass sozialer Aufstieg keine Einbahnstraße ist und in jeder Generation auch sozialen und wirtschaftlichen Abstieg mit sich bringen kann. Der Vortrag untersucht, welche Methoden die Familie angewandt hat, um für ihre Mitglieder Wohlstand und Ansehen, politische Ämter und Memoria zu sichern und zeigt auf, welche Faktoren politisch einflussreiche Lübecker Bürger verarmen ließen.
Speiseeis ist seit dem späten 18. Jahrhundert im öffentlichen wie auch im privaten Raum Teil der Lübecker Esskultur. Der Referent wird das Thema in generelle Entwicklungen des Eiskonsums einbetten und es anhand einschlägiger archivischer Quellen – private Aufzeichnungen, Kochbücher, Speisekarten, amtliche Unterlagen – speziell für Lübeck entfalten.
Dabei werden wir erleben, wie sich ein ursprünglich ausgesprochenes Luxusgut im 19. und 20. Jahrhundert allmählich zu einer in der Mitte der Gesellschaft verankerten alltäglichen Konsumware wandelte.
Auf gesonderte Einladung.
Im Zuge einer Trennentwässerungsmaßnahme von März 2023 bis Januar 2024 am Museum für Natur und Umwelt ergab sich die Notwendigkeit einer archäologischen Untersuchung. Die Tiefbauarbeiten zogen sich durch den Bereich des alten Museums am Dom und durch den Hof des ehemaligen Domklosters – ein Gebiet, das bisher kaum Gegenstand der archäologischen Forschung war. In diesem Vortrag sollen die ersten Ergebnisse der Grabung präsentiert werden, die einen spannenden Einblick in die Baugeschichte und in die Nutzung des Areals geben.
Millionen Pilger waren im Mittelalter unterwegs. Bekannt sind vor allem die Funde vielfältigster Pilgerzeichen aus Rom, Santiago de Compostela, Aachen, Einsiedeln, Wilsnack und von anderen Wallfahrtsorten. Neben archäologischem Material und Mirakelberichten liefern aber gerade auch die in diesem Zusammenhang noch wenig untersuchten Testamente wichtige Erkenntnisse für die Erforschung des Wallfahrtswesens in den norddeutschen Hansestädten.
Anhand von Testamenten lassen sich zeitliche Veränderungen des Wallfahrtsverhaltens und im Heiligenkult sowie in der Schwerpunktverlagerung der Heilserwartung erfassen. Zudem können die wichtigsten Pilgerrouten nachgezeichnet, Nebenfunktionen von Wallfahrten erfasst, die Kosten von Pilgerfahrten ermittelt oder soziale Einordnungen wallfahrender Testatoren vorgenommen werden.
Im Zentrum der Betrachtung stehen Stralsunder und Lübecker Bürgertestamente aus dem 14. und 15. Jahrhundert.
Anmeldung zu dieser Kooperationsveranstaltung mit dem Europäischen Hansesmuseum bitte bei der Geschäftstelle des VLGA.
Der heute nicht mehr existente „Hansesaal“ des Rathauses wirft immer wieder Fragen auf und ist auf seine Weise auch legendenumwoben. 1818 wurde der alte und inzwischen reichlich verwahrloste Hansesaal – die „ungeheure, dunkle, schmutzige Scheune“ – entkernt und umgebaut. Von ihm ist neben einer Zeichnung nur die Gestühlswange einer der Sitzbänke erhalten, auf denen die Gesandten der Hansestädte Platz nahmen. 172 allgemeine Hansetage fanden zwischen 1358 und 1669 statt, davon 129 in Lübeck.
Herr Dr. Krey wird in seinem Beitrag über die (Bau-) Geschichte des Saales und seine Funktion berichten. Vertiefte Forschungen zu dem Saal fehlten bislang, durch seine Recherchen liegen nun viele neue Erkenntnisse vor.
Kooperationsveranstaltung des Archivs der Hansestadt Lübeck, des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde und des Europäischen Hansemuseums Lübeck.
Wegen der begrenzten Platzzahl ist eine Anmeldung erforderlich bei der Geschäftsstelle des VLGA
Der Vorsitzende des VLGA, Dr. Jan Lokers, verabschiedet sich Ende August 2024 nach 18 Jahren als Direktor des Archivs der Hansestadt Lübeck (AHL) in den Ruhestand. AHL und VLGA möchten das Wirken und die Verdienste des Jubilars durch eine Gemeinschaftsveranstaltung würdigen und laden Mitglieder und Freunde des VLGA herzlich zu einem öffentlichen Festvortrag mit anschließendem Empfang ein.
Um Anmeldung bei der Geschäftsstelle bis zum 15.09.2024 wird gebeten.
Wer Thomas Manns Roman gelesen hat, kennt die Schicksale von Antonie Buddenbrook, genannt Tony, und ihrem ersten Ehemann Bendix Grünlich. Als Heiratsschwindler und Bankrotteur hat er ein wenig ruhmvolles Plätzchen in der Weltliteratur erlangt. Sein reales Vorbild ist der in Ratzeburg geborene, hamburgische Kaufmann Ernst Elfeld (1829-1912). Über ihn ist nur wenig bekannt, doch amtliche Quellen aus dem Staatsarchiv Hamburg geben ein anschauliches Bild seiner beruflichen und familiären Anfänge. Von der Öffentlichkeit unbemerkt, ist Elfelds Grab auf dem Burgtorfriedhof vor kurzem übrigens aufgehoben worden.
Der Lübecker Kirchenschatz muss sehr umfangreich gewesen sein, denn die Quellen berichten davon, dass 1530 vom Rat der Stadt 96 Zentner, also etwa 4.800 kg, Silber eingezogen und in die Trese in der Marienkirche gebracht wurden. Der Reichtum der Hansestadt bzw. ihrer Bürger:innen und deren Stiftungsbereitschaft – unter anderem abzulesen an den zahlreichen prächtigen und zum Teil noch erhaltenen Retabeln – unterstreicht diese Annahme. Doch im Unterschied zu diesen Retabeln hat sich kaum etwas von dem einstigen Kirchenschatz erhalten.
Was sind die Gründe hierfür und was ist von dem leider nur fragmentarisch überkommenen Schatz heute noch vorhanden? Diesen Fragen wird der reich bebilderte Vortrag nachspüren.
Liebe Mitglieder und Freunde des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde!
Am Freitag, 19. April 2024, findet von 9.00 bis 17.00 Uhr der 4. Citizen Science-Tag (Bürger-Wissenschaftstag) im Europäischen Hansemuseum statt.
Interessierte erhalten erste Einblicke in das Projekt »Hanse. Quellen. Lesen!« und können sich auch selbst einbringen. Auch die Originalhandschriften im Magazin des Archivs können an diesem Tag besichtigt werden. Ein besonderes Highlight ist dabei der Besuch der Lübecker Tresekammer, die als ehemalige Schatzkammer des Rates der Hansestadt zur Aufbewahrung von Urkunden und Wertgegenständen ein wichtiger Ort der Lübecker Geschichte ist.
Es handelt sich um eine Kooperationsveranstaltung der Forschungsstelle für die Geschichte der Hanse und des Ostseeraums (FGHO) am Hansemuseum zusammen mit dem Archiv und dem VLGA. Dank des Engagements historisch interessierter Ehrenamtlicher bereits über 1.500 Seiten aus dem 16. und 17. Jahrhundert transkribiert, das heißt in die heutige Schrift übertragen werden.
Mithilfe der KI-Software »Transkribus« können Bürger:innen an der Übertragung historischer Originalhandschriften in moderne Schrift mitarbeiten und auf diese Weise ihren Beitrag dazu leisten, dass die Hansegeschichte digital und besser erfahrbar wird.
Leider sind schon alle Plätze belegt, eine Anmeldung ist nicht mehr möglich.
Mit besten Grüßen!
Ihr
Jan Lokers
Das im Sommer letzten Jahres unter großer medialer Aufmerksamkeit geborgene Wrack wird seit Abschluss der Grabungsarbeiten intensiv beforscht. Besonders spektakuläre Ergebnisse liefert die Untersuchung der Schiffshölzer, die eine in Nordeuropa bislang unbekannte Bauform offenbaren. Der Vortrag lüftet eines der ersten großen Geheimnisse des Wracks und erläutert seinen historisch-archäologischen Kontext.
Auf gesonderte Einladung.
In Lübeck errichtete der Rat am Ende des 16. Jahrhunderts das Siechenhaus St. Jürgen vor dem Mühlentor mit Gefängniszellen für arme, gefährliche Wahnsinnige. 1788 folgte die Irrenanstalt in der Wakenitzstraße 38.
Thema des Vortrags ist der Umgang mit Geisteskranken im Mittelalter. Die reichhaltigen mittelalterlichen Lübecker Quellen geben bemerkenswerte Informationen. Jedoch vermitteln Stadtbücher, historiographische Quellen (Stadtchroniken) und Rechtsquellen (Bürgertestamente) andere Bilder und Aussagen als hagiographische Quellen (Mirakelbücher, Heiligenviten), Bildquellen und das medizinische Schrifttum der Zeit.
Nur in einer Zusammenschau all dieser Quellen ist es möglich, sich der historischen Wahrheit zu nähern. Diese unterschiedlichen Zugänge sollen aufgezeigt und zusammengefügt werden. Hierbei werden insbesondere Norddeutschland und Skandinavien im Spätmittelalter näher in den Blick genommen.