Programm
Max Geissler (1906-1988) und Maria Klann (1904-1994) gehörten zu den wenigen, die in der NS-Zeit Widerstand leisteten. Sie nahmen dafür bitteres Leid, Entbehrungen, Erniedrigungen und körperliche Misshandlungen während der Verfolgung durch die braunen Schergen in Kauf.
Jahrelang lagen die schriftlichen Erinnerungen von Max Geissler und Maria Klann in verschiedenen Schubladen. Es war höchste Zeit, sie „auszugraben“ und einer interessierten Öffentlichkeit bekannt zu machen.
Auf dramatischem Weg kamen die beiden Protagonisten zu Kriegsende nach Lübeck. Max Geissler strandete nach der Haft im Konzentrationslager Sachsenhausen als Überlebender des Todesmar-sches von Sachsenhausen in der Hansestadt, wo er auch politisch eine neue Heimat fand. Maria Klann wurde 1935 als kommunistische Funktionärin vom Volksgerichtshof in Berlin verurteilt und kam während der letzten chaotischen Kriegswochen nach unmenschlichen Strapazen mit einem Transport, der über 60 Tage quer durch Deutschland ging, nach Lübeck. Sie blieb in der Hansestadt, kümmerte sich wie Max Geissler um ehemalige KZ-Häftlinge. 1952 wurde sie aus der KPD ausgeschlossen und wandte sich der Sozialdemokratie zu.
Ihrem schicksalhaften Leben und ihrem Einsatz für Freiheit und Demokratie soll mit diesem Buch ein Denkmal gesetzt werden.
Erschienen bei: Schmidt-Römhild, Lübeck. Erhältlich in jedem Buchladen und beim Verlag ab sofort. Ein Besprechungsexemplar kann angefordert werden bei: Archiv der Hansestadt Lübeck (AHL), Tel. 0451 122 4152.
Programm der Buchvorstellung
• Einführung Dr. Jan Lokers, Archiv der Hansestadt Lübeck
• Einblicke in das Buch durch die Autoren Senator a.D. Ulrich Meyenborg und Reinhold Hiller, ehem. Mitglied des Bundestages
• Fragen der Presse und des Publikums
Das bedeutendste deutsche Gericht des 19. Jahrhunderts vor der Reichsgründung saß in Lübeck. Die vier freien Städte Frankfurt, Hamburg, Bremen und Lübeck unterhielten hier seit 1820 ihr gemeinsames Oberappellationsgericht. Das hohe Ansehen der Richterpersönlichkeiten mit dem berühmten Präsidenten Arnold Heise an der Spitze, die prinzipienorientierte Rechtsprechung, ein vergleichsweise moderner Urteilsstil und anderes machten Lübeck der Sache nach zu einer der Hauptstädte des deutschen Rechts. Der Vortrag schildert die äußere Geschichte des Gerichts und wirft vor allem Schlaglichter auf die Arbeitsweise der Anwälte und Richter.
Die Mitgliederversammlung erfolgt auf schriftliche Einladung.
Zwischen 1835 und 1987 hat die Hansestadt Lübeck 25 Ehrenbürger ernannt. Schon beim ersten, dem Londoner Stalhofmeister, gab es Irritationen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden vier NS-Ehrungen annulliert. Thomas Mann konnte 1955 erst ausgezeichnet werden, nachdem die zahlreichen Opponenten in der Bürgerschaft freiwillig auf ihr Stimmrecht verzichtet hatten. Mit Blick auf diese Vergangenheit stellt sich durchaus die Frage, ob die höchste kommunale Ehrung heute noch als zeitgemäß empfunden wird.
In Lübeck ist Carl Julius Milde (1803 – 1875) vor allem durch seine denkmalpflegerische Tätigkeit bekannt. Wenigen hat sich bisher sein facettenreiches künstlerisches aber auch wissenschaftliches Schaffen erschlossen. Eine herausragende Stellung nimmt darin die zwischen 1829 und 1834 in der „Irrenabteilung“ des Hamburger Krankenhauses St. Georg entstandene Serie von 60 Porträtzeichnungen der dortigen „Insassen“ ein. Die Bildnisse sind nicht allein Beleg für Mildes Einfühlungsvermögen als Porträtist und seine ausgezeichnete Zeichentechnik. Diese Porträtzeichnungen sind Dokumente der Verwissenschaftlichung der Psychiatrie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sowie der engen Verbindung von Kunst und Medizin in dieser Zeit.
Eintritt frei für Mitglieder des VLGA!
Am Reichskammergericht, dem höchsten Zivilgericht des Alten Reiches, wurden seit dem 16. Jahrhundert Karten und Pläne von den Prozessparteien als Beweismittel vorgelegt („Augenscheine“). Im Vortrag soll diese besondere Quellengattung anhand von Beispielen aus Süddeutschland und Lübeck vorgestellt und ihre genaue Funktion erläutert werden.
Seit dem 15. Jahrhundert gehörten die Mulich zu jenen Nürnberger Familien, die enge geschäftliche Beziehungen nach Lübeck unterhielten. Matthias Mulich erwarb 1514 das Bürgerrecht der Travestadt, während sein Bruder Paul Nürnberger Bürger blieb. Als Paul Mulich im August 1520 sein Testament aufsetzte, bestimmte er darin die beträchtliche Summe von 3000 Mark für die Stiftung eines „Zwölfbrüderhauses“ in Lübeck. Diese Klausel, die in der vorgesehenen Form nie umgesetzt wurde, sollte Erben, Nachlasspfleger und nicht zuletzt die Räte der Städte Lübeck und Nürnberg über mehr als ein Jahrzehnt hin in Atem halten. Die Wendungen, welche die Angelegenheit auch unter dem Einfluss Matthias Mulichs nahm, lassen die unterschiedlichen Interessen und Vorstellungen der Beteiligten hervortreten. Zugleich werden darin Möglichkeiten und Gefährdungen im Umgang mit karitativen Stiftungen im frühen 16. Jahrhundert erkennbar.
Straßennamen sind ein Problem: Seit Jahren brechen in deutschen Städten immer wieder Debatten um die Benennung von Straßen, Plätzen und Gebäuden auf. Wie lässt sich die Heftigkeit dieser Debatten erklären? Was sind ihre Hintergründe? Und was können wir aus ihnen lernen? Malte Thießen nimmt in seinem Vortrag ausgewählte Debatten in den Blick, um den Voraussetzungen, Formen und Folgen von Straßenbenennungen nachzuspüren. Bei dieser Spurensuche geht es nicht nur um das Spannungsverhältnis zwischen Vergangenheit und Gegenwart, sondern ebenso um das zwischen Erinnerungen und Ehrungen.
Die Lübecker Burgkirche gehörte zu den prominentesten mittelalterlichen Sakralbauten der Hansestadt. Aus dem Abbruch wurde im 19. Jahrhundert eine Vielzahl von Altaraufsätzen gerettet, die heute den Grundstock des St. Annen-Museums bilden. Kaum bekannt hingegen sind die weit verstreuten Stücke der Chorausstattung, die eine mehr als abenteuerliche „Reise“ hinter sich haben. Ihre künstlerische Qualität wirft ein deutliches Licht auf die Bedeutung, die dem Umbau der Burgkirche um 1400 zukommt.
Begrenzte Teilnehmerzahl, Anmeldung erforderlich (in der Geschäftsstelle des VLGA)
1832 wurde der „Allgemeine Gottesacker vor dem Burgthore“ in Betrieb genommen. Unsere Muttergesellschaft, die „Gemeinnützige“, war seit langem dafür eingetreten, dass Beerdigungen in und um die Kirchen untersagt würden. Unter allen neun lübeckischen Anlagen gilt er heute als „Prominentenfriedhof“; 13 der 17 Ehrengräber sind hier zu finden. Auf dem gut eine Stunde dauernden Spaziergang wollen wir auch einen Blick auf die eindrucksvollen Baumsolitäre werfen, von denen einige so alt sind wie unser Verein – 197 Jahre!
Im Lübecker Stadtarchiv gibt es fast 2.000 Testamente aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Die genaue Analyse der darin genannten Lübecker und Lübeckerinnen legt Handels-, Verwandtschafts- oder Freundschaftsbeziehungen offen. Wem vertrauten die Testatoren ihre "fahrende Habe" an, wer übernahm die Ausführung ihres letzten Willens? Nicht nur die im Testament bedachten Personen, sondern insbesondere die Wahl der Testamentsvollstrecker geben Auskunft über die familiären, beruflichen und bruderschaftlichen Verbindungen Lübecker Testatoren.
Die zwischen ca. 1549 und 1567 durch den Pastor Reimar Kock verfasste Chronik der kaiserlichen Stadt Lübeck gilt als wichtige frühneuzeitliche Quelle zur Lübecker Stadtgeschichte. Bislang gibt es keine wissenschaftliche Edition dieses zentralen Werkes. Der Referent ist Doktorand am Zentrum für Kulturwissenschaftliche Forschung Lübeck. In seinem Vortrag erläutert er das Projekt und stellt erste Ergebnisse vor.
Exkursionsziele: 1. St. Georg bei Ratzeburg, älteste Kirche Lauenburgs, 2. Mittagessen in der Farchauer Mühle, 3. Gruppe von Kriegerdenkmalen aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert in einem Forst bei Mölln, 4. Slawischer Ringwall "Oldenburg", 5. Kirche Büchen-Dorf (ehemalige Wallfahrtskirche, ungewöhnlich reiche Wand- und Deckenmalereien). Eventuell dann noch die Dücker-Schleuse aus dem 18. Jahrhundert am alten Delvenau-Stecknitz-Kanal, wenn bis dahin die Brücke repariert ist.
Es wird Gelegenheit zum gemeinsamen Mittagessen in der Farchauer Mühle bei Ratzeburg geben!
Teilnahme bis zu 30 Personen, Anmeldung erforderlich (in der Geschäftsstelle des VLGA).