Jahresbericht 2022
Die Jahresmitgliederversammlung fand am 12. Mai 2022 im Vortragsraum des Museums für Natur und Umwelt statt. Anwesend waren etwa 40 Mitglieder des Vereins.
Ein Tagesordnungspunkt betraf Vorstandsangelegenheiten. Die dreijährige Amtszeit der Schatzmeisterin Frau Letz war abgelaufen. Sie kandidierte - unter Niederlegung ihres Amtes als Schatzmeisterin - erneut für den Vorstand und wurde in dieser Funktion einstimmig wiedergewählt. Der Vorsitzende sprach Frau Letz seinen persönlichen und den Dank des Vorstands für ihr Engagement und ihre verlässliche Arbeit als Schatzmeisterin in den zurückliegenden 10 Jahren aus. Die Mitgliederversammlung wählte als neue Schatzmeisterin Frau Stefanie Edler, die sich den Anwesenden kurz vorstellte. Den anschließenden Festvortrag hielt Herr Prof. Ahrens über das Thema „Zwischen Ehrung und Dokumentation. Das Goldene Buch der Stadt“.
Für die Jahresrechnung 2021 erfolgte die einstimmige Entlastung des Vorstandes durch die Mitgliederversammlung (bei Enthaltung der Vorstandsmitglieder). Der Vorstand trat an zwei Terminen des Vorjahres zusammen, und zwar am 21.3.2022 und am 26.9.2022. Allen Vorstandsmitgliedern ist zu danken für ihre Mitarbeit zum Wohle des Vereins.
Zur Entwicklung der Mitgliederzahlen: Die Mitgliederzahl des Vereins belief sich Stand 31.12.2022 auf 365 Personen. Es traten bis zum Jahresende 2022 19 Mitglieder neu ein, dem standen vier Todesfälle und neun Kündigungen (vielfach aus Krankheits- oder Altersgründen) gegenüber. Das ergibt ein Plus von sechs Mitgliedschaften. Das ist angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen, die dem Vereinsleben in den letzten drei Jahren sehr enge Grenzen gesetzt haben, eine sehr zufriedenstellende Entwicklung, aber dennoch kein Ruhekissen. In den kommenden Jahren müssen wir die Werbung für den Verein fortsetzen. Meine Bitte an Vereinsmitglieder und Vorstand ist auch in diesem Jahr, wo immer möglich für den Verein zu werben, z.B. durch das Verteilen der Vereinsflyer.
Die Redaktionsarbeit an der ZLG, hier der Jahrgang 2022, Band 101, nahm wieder viel Zeit in Anspruch. Einwerbung, inhaltliche Prüfung sowie die verschiedenen Korrekturgänge waren dieses Mal sehr aufwändig; Frau Dr. Kruse wie auch Unterzeichner waren hier stark gefordert, wobei die Arbeit an einzelnen Manuskripten wiederum freundlich unterstützt wurde durch Frau Prof. Graßmann und Herrn Prof. Ahrens. Ebenso unterstützt wurde die Redaktion durch die Expertise von Prof. Hartmut Freytag, Landgerichtspräsident a.D. Hans-Ernst Böttcher, Herrn Christian Rathmer und Dr. Jan Philipp Richter aus Berlin. Die Redaktion für den umfangreichen Rezensionsteil lag in den bewährten Händen von Herrn Dr. Kuhn; auch hier binden Autorenbetreuung und die gesamte Redaktionsarbeit viel Arbeitskraft.
Mit vereinten Kräften war es somit möglich, den Jahresband noch vor Weihnachten durch den Verlag Schmidt-Römhild ausliefern zu lassen; er enthält auf 335 Seiten zehn Beiträge, eine Miszelle, die Jahresberichte von Archäologie und Denkmalpflege sowie 31 Rezensionen von Publikationen zur Hansegeschichte und zur Geschichte unserer Stadt. Diese Buchbesprechungen liefert Herr Kuhn, wie auch die der vorangegangenen Bände, an die Internet-Redaktion der online-Seite „Recensio regio“, eine Rezensionsplattform für Landesgeschichte, wodurch unser Rezensionsteil eine weit über Lübeck hinausreichende Rezeption findet.
Ein „Nachklapp“ zum großen Vereinsjubiläum in 2021 war das Erscheinen des dritten Editionsbandes zum sogenannten „Bardewikschen Codex“ aus dem Jahr 1294. Die Reihe mit Faksimile und Kommentarbänden zu dieser herausragenden Handschrift des Lübischen Rechts, einstmals im Besitz des Archivs, heute (wie es heute scheint unerreichbar) in Russland befindlich, ist damit komplett. Prof. Albrecht Cordes erläutert in Band 3 kompetent diese wichtigste Rechtsordnung im Ostseeraum im Spätmittelalter. Band 1 dieses Gesamtwerks war bereits kurz nach Erscheinen vergriffen; Band 2 mit profunden Hintergrundtexten ist noch im Buchhandel verfügbar. Diese können von Mitgliedern des VLGA zum Vorzugspreis von 20 Euro statt 40 Euro erworben werden.
Das Vortragsprogramm in 2022, das noch von den Ausläufern der Corona-Pandemie und seinen Folgen für das öffentliche Leben geprägt war, bestand aus folgenden Veranstaltungen:
8. April
Citizen Science-Tag – Gemeinsam Hanse-Quellen entziffern: Die Forschungsstelle für die Geschichte der Hanse und des Ostseeraums und das Archiv der Hansestadt Lübeck luden ein zu ihrem zweiten Quellen- und Lese-Workshop. Die gemeinsame Entschlüsselung alter Handschriften stand auf dem Programm. Zum Abschluss statteten die Teilnehmer:innen den Hansedokumenten im Archiv der Hansestadt einen Besuch ab. [steht auch in 2023 wieder auf dem Programm]
12. Mai
Jahres-Mitgliederversammlung des VLGA mit Festvortrag von Herrn Prof. Ahrens über das Thema „Zwischen Ehrung und Dokumentation. Das Goldene Buch der Stadt“.
19. Mai
Ein vergessenes „Glanzstück“: Die Lübecker Getrudenherberge. Einblicke in den Herbergsalltag und in das Pilger- und Fürsorgewesen Lübecks. Vortrag von Carsten Siebenbürgen, Master of Education, fand am authentischen Ort, der Gertrudenherberge, statt.
16. Juni
Doppel-Vortrag über Lübecker Hexenprozesse im Gewölbekeller des HGH. Dr. Rolf Schulte, Ahrensburg, Vorsitzender des Landesverbandes der Geschichtslehrkräfte Schleswig-Holstein, und Dr. Martin Schaad, Potsdam, Stellvertretender Direktor Einsteinforum Potsdam, sprachen über die Geschichte der Prozesse in Lübeck und auf der Insel Poel.
30. Juni
Der leitende Architekt für die Restaurierung der Carlebach-Synagoge Lübeck Herr Thomas Schröder-Berkentien führte uns durch das wunderbar restaurierte Gebäude.
27. Oktober
Exkursion/Führung in zwei Gruppen mit je 10 Personen zu Wand- und Deckenmalerei in Lübecker Bürgerhäusern. Kenntnisreich geführt wurden die beiden Gruppen durch Dr. Manfred Eickhölter und Frau Dr. Annegret Möhlenkamp.
17. November
Vortrag von Prof. Dr. Gerhard Ahrens, Lübeck: Bürgerstolz und Kaisertreue. Die Hanseaten im Deutschen Reich (1871-1918). Er referierte gewohnt souverän über das Selbstverständnis der Hanseaten zwischen Reichsgründung und Erstem Weltkrieg.
1. Dezember
Vortrag von Prof. Dr. Arnd Reitemeier, Göttingen, über „Natur“-Schutz in Lübeck und Norddeutschland. Eine Erfindung des 16. Jahrhunderts? Prof. Reitemeier stellte in Frage, ob es sich bei den frühneuzeitlichen Verboten des Lübecker Rates, Vögel zu fangen oder zu schießen, oder andere städtische Mandate, die wir als Naturschutz interpretieren könnten, tatsächlich um Naturschutz handelte oder nicht vielmehr dem Ressourcenschutz und finanziellen und machtpolitischen Interessen entsprach. Es handelte sich um eine gut besuchte Kooperationsveranstaltung mit dem Museum für Natur und Umwelt.
8. Dezember
Multivisionsvortrag mit Filmeinspielungen im Europäischen Hansemuseum von Unterwasserarchäologen Dr. rer. nat. Florian Huber, Kiel, über den Fund des 1564 von Lübeckern versenkten schwedischen Admiralsschiffs, der „Mars“. Er gab einen spannenden und anschaulichen Einblick in die Welt der Unterwasserarchäologie. Es handelte sich um eine Kooperationsveranstaltung mit dem Europäischen Hansemuseum.
Es hat sich wiederum gezeigt, dass Kooperationsveranstaltungen des Vereins mit anderen Trägern der Lübecker Bildungs- und Kulturszene und das Zusammenkommen an wechselnden, besonderen Orten (Beispiel HGH) sich sehr fruchtbar auf die Wahrnehmung des VLGA und die Zuhörerresonanz auswirken. Beide Seiten profitieren davon, wenn sich die Zuhörer- und Interessentenkreise mixen.
Dank gebührt auch der Abteilung Archäologie der Hansestadt Lübeck. Die ausführlichen Jahresberichte der Archäologie können bekanntlich aus Platzgründen künftig nicht mehr in der Zeitschrift für Lübeckische Geschichte abgedruckt werden, sondern erscheinen als eigenständige Veröffentlichung. Für Mitglieder unseres Vereins ist dieser reich bebilderte Sonderbericht kostenfrei. Ausgewählte „Highlights“ der archäologischen Forschung werden aber weiterhin in der ZLG erscheinen. Per Vereinspost wurde abgefragt, wie viele Mitglieder diesen Bericht in Papierform möchten und wem eine digitale Version genügt.
Zum Schluss des Jahresberichts danken Vorstand und Vorsitzender erneut den Mitgliedern des Vereins herzlich für ihre Treue zum Verein und für ihr Interesse an der Lübeckischen Geschichte in all ihren Perspektiven.
Lübeck, den 26. Januar 2023
Dr. Jan Lokers